Interview mit dem Leiter Bildung der Volksschulgemeinde Aadorf

Die Schulentwicklung in der Pädagogik ist eine deiner Hauptaufgabe. Was bedeutet für dich Schulentwicklung?
Schulentwicklung ist für mich seit Beginn meiner Laufbahn als Lehrperson eine Herzenssache. Ich bin überzeugt, dass sich alle Mitarbeitenden in ihrem jeweiligen Bereich stetig weiterentwickeln sollten. Gleichzeitig ist es eine zentrale Aufgabe der gesamten Schule, sich zu verändern, um die Qualität des Unterrichts und der pädagogischen Arbeit langfristig zu sichern. Unsere Gesellschaft und die Möglichkeiten des Lernens entwickeln sich ständig weiter. Die Schule muss dabei ein bewahrendes Element sein, aber sich gleichzeitig anpassen und mit der Zeit gehen. Für mich ist Schulentwicklung das Zusammenspiel aus Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung. Die Faszination liegt genau in dieser Vernetzung, denn es müssen immer mehrere Komponenten ineinandergreifen, um eine nachhaltige Veränderung zu erreichen.

Welche Schwerpunkte willst du im kommenden Jahr in den schulenaadorf setzen?
Ein zentraler Punkt ist die Entwicklung eines pädagogischen Profils. Damit wollen wir nach Innen und Aussen klar kommunizieren, was uns als Schule wichtig ist und in welche Richtung wir uns weiterentwickeln wollen. Zudem ist es mir ein Anliegen, ein starkes Team innerhalb der Schulleitung zu formen, das sich gemeinsam für unsere Volksschulgemeinde engagiert und sich mit den schulenaadorf identifiziert.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Digitalisierung interner Prozesse, um administrative Abläufe zu vereinfachen und effizienter zu gestalten. Gleichzeitig ist mir wichtig, dass unsere Mitarbeitenden gesund und zufrieden sind, denn sie bilden die Basis für eine erfolgreiche Schule.

Wie sieht deine langfristige Vision einer guten Schule aus?
Eine gute Schule basiert für mich auf einer starken Gemeinschaft auf allen Ebenen – sei es im Kollegium, mit den Schülerinnen und Schülern oder in der Zusammenarbeit mit den Eltern. Zudem sind gelebte Werte essenziell, um eine positive Lernkultur zu schaffen.

Ich möchte Lernmöglichkeiten fördern, die kollaborativ und selbstgesteuert ausgerichtet sind. Die sinnvolle Nutzung digitaler Medien soll dabei eine unterstützende Rolle spielen. Gleichzeitig sollen Bewegung und der Aussenraum in den Schulalltag integriert werden. Besonders wichtig ist mir, dass projektorientierter Unterricht auf allen Stufen möglich wird, da er Schülerinnen und Schülern ermöglicht, praxisnah, kreativ und eigenständig zu lernen.

Wie hast du den Rollenwechsel vom Schulleiter zur Leitung Bildung empfunden?
Mein Übergang in die neue Rolle begann bereits im Frühling 2024, als ich aktiv in den Bewerbungsprozess der neuen Schulleitungen für unsere Schulen einbezogen wurde. Der Start im August war intensiv – mit drei neuen Schulleitungen und der Eröffnung der schulergänzenden Betreuung (SEB) samt Gesamtleitung. Viele Themen und Projekte mussten parallel angegangen werden, was eine klare Priorisierung erforderte.
Besonders spürbar war die nochmals grössere Verantwortung, die mit der neuen Funktion einhergeht. Dennoch sehe ich darin eine wertvolle Herausforderung, die mir viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet.

Ist die angestrebte Entlastung der Schulleitungen und der Schulbehörde bereits erreicht?
Aus meiner Sicht gibt es bereits spürbare Entlastungen. Übergeordnete Themen der VSG liegen nun in meiner Verantwortung und sind nicht mehr auf die einzelnen Schulleitungen verteilt. Dadurch konnten sich die Schulleitungen stärker auf ihre Kernaufgaben in den Schuleinheiten konzentrieren. Auch aufgeschobene Projekte werden mittlerweile schneller angegangen.
Für die Schulbehörde bedeutet meine Funktion ebenfalls eine Erleichterung, da ich die Personalführung der Schulleitungen sowie die übergeordnete Schulentwicklungsarbeit übernommen habe. Dies reduziert die operative Belastung des Schulpräsidiums sowie einzelner Ressortverantwortlicher.

Deine direkten Mitarbeitenden sind jetzt vor allem Schulleitungen. Wie beeinflusst das deine Führungsqualitäten?
Die Führung von Führungspersonen stellt neue Anforderungen an mich. Sie fordert mich heraus, schärft meine Haltungen und Handlungen und zeigt mir Entwicklungsfelder auf, die ich gezielt angehen möchte. Gleichzeitig bestätigt sie mir, dass eine gute Führung auf gesunden menschlichen Werten, einem gelebten Miteinander und einer klaren Balance zwischen Mensch- und Sachorientierung basiert.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Schulbehörde und der Schulpräsidentin?
Die Zusammenarbeit ist weiterhin offen und konstruktiv. Die Schulbehörde überträgt mir gezielt Aufgaben und stärkt mich in meiner Funktion, während sie mir gleichzeitig Spielraum für eigenes Wirken lässt. Besonders eng ist der Austausch mit der Schulpräsidentin, da mein Büro nun direkt in der Schulverwaltung angesiedelt ist. Diese Nähe ermöglicht kurze Wege und einen regelmässigen, konstruktiven und speditiven Austausch.

Gefällt dir der neue Job als Leiter Bildung, der im Kanton Thurgau noch nicht weit verbreitet ist?
Meine neue Funktion hat mir in den vergangenen Monaten vielseitige Herausforderungen, Entwicklungschancen und Gestaltungsmöglichkeiten geboten. Genau diese Vielfalt schätze ich an meiner täglichen Arbeit. Daher kann ich die Frage mit einem klaren Ja beantworten. Ich habe nun die Möglichkeit, mich noch stärker für die gesamte VSG Aadorf einzusetzen – und das werde ich auch weiterhin mit Freude und Tatendrang tun!

Vielen Dank für diesen Einblick in deine Arbeit.

ASTRID KELLER, SCHULPRÄSIDENTIN

Aus den Schulen Aadorf

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