2023 ertranken (zu) viele junge Männer und Kinder
29.10.2024 RegionIm vergangenen Jahr kam es in der Schweiz zu 58 tödlichen Ertrinkungsfällen. Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt ist dies eine markante Steigerung, meldet die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG).
Nach den Rekordzahlen 2022 ging die ...
Im vergangenen Jahr kam es in der Schweiz zu 58 tödlichen Ertrinkungsfällen. Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt ist dies eine markante Steigerung, meldet die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG).
Nach den Rekordzahlen 2022 ging die Anzahl tödlicher Ertrinkungsunfälle in der Schweiz letztes Jahr etwas zurück, lag jedoch mit 58 Fällen immer noch über dem langjährigen Mittel von 47 Fällen pro Jahr. Die von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) und der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) erfassten Fälle sind nicht überraschend, da ein Zusammenhang zwischen den vorherrschenden Temperaturen sowie der Anzahl Sonnenstunden und der Anzahl tödlicher Ertrinkungsunfälle beobachtet werden kann.
Gemäss MeteoSchweiz wurde 2023 mit einem sehr sonnigen Juni der fünftwärmste Sommer seit Messbeginn 1864 aufgezeichnet. Dadurch wurden vergleichsweise früh viele Menschen an, in und aufs Wasser gelockt. Dass der August von Unwettern beeinträchtigt wurde, hat wohl dazu beigetragen, dass die tödlichen Ertrinkungsunfälle nicht noch höher ausgefallen sind.
Vier von fünf Ertrinkungstoten sind Männer
Während die Gesamtanzahl der Todesopfer knapp 25 Prozent über dem langjährigen Mittel relativ hoch ausfiel, bestätigte sich einmal mehr die Verteilung der Geschlechter. Wie schon in den Vorjahren wurde deutlich, dass in 80 Prozent der Fälle Männer betroffen waren: Insgesamt ertranken 46 Männer und 12 Frauen tödlich.
Auffallend, aber im Hinblick auf die langjährigen Aufzeichnungen nicht überraschend, machten die männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 32 Jahren mit 17 Fällen knapp 30 Prozent der verzeichneten Todesfälle aus. In dieser Altersgruppe wurden 2023 keine weiblichen Todesopfer registriert.
Hinsichtlich der Unfallorte bestätigten sich die Zahlen aus den Vorjahren ebenfalls. Mit 29 Todesfällen ereignete sich der Grossteil der Ertrinkungsunfälle in offenen Gewässern, und in Flüssen ertranken mit 24 Personen gut 40 Prozent. Die Anzahl der Tauchunfälle von drei Männern bewegt sich im gleichen Rahmen wie im Vorjahr.
Die tödlichen Ertrinkungsunfälle in Schwimmbädern liegen mit vier Fällen auf gleichem Niveau wie 2013 und etwas höher als im Vorjahr mit drei Fällen. Bei den tödlichen Ertrinkungsunfällen in Schwimmbädern handelte es sich 2023 um zwei Männer im Alter von 36 und 71 Jahren sowie zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren.
Fast doppelt so viele tödliche Unfälle bei Kindern
Insgesamt wurden 2023 sieben Kinder (bis 16 Jahre) Opfer eines tödlichen Ertrinkungsunfalls, so viele wie seit 2007 nicht mehr. Vier der Opfer waren jünger als zehn Jahre. Dreimal ereignete sich der Unfall im See, zweimal in einem Freibad sowie einmal in einem Fluss.
Vor diesem Hintergrund verstärkte die SLRG ihre präventiven Bestrebungen im Jahr 2024 im Bereich der Kinder, verwies eindringlich auf die Baderegel Nummer 1: «Kinder nur begleitet ans Wasser lassen – kleine Kinder in Griffnähe beaufsichtigen!» und publizierte in Kinder- sowie Familienmagazinen entsprechende Beiträge.
Die Befürchtung, dass aufgrund der Zahlen aus dem Jahr 2022 vermehrt Senioren über 65 ein erhöhtes Ertrinkungsrisiko aufweisen würden, konnte 2023 nicht bestätigt werden. Während im Vorjahr noch 26 Personen über dem Pensionsalter tödlich ertranken, waren es letztes Jahr 12 Fälle.
Allgemein kann festgehalten werden, dass Männer – vor allem junge Männer – das Ertrinkungsgeschehen in der Schweiz dominieren. Bei den Frauen sind bis ins Alter von 50 Jahren nur drei tödliche Unfälle verzeichnet, darüber wurden acht Fälle bis ins Alter von 80 Jahren erfasst. Bei den Männern im gleichen Alterssegment waren es deren 14.
Falsche Risiko- und Leistungseinschätzung
Während in jüngeren Jahren das geschlechterunterschiedliche Risikoverhalten und ein Überschätzen der eigenen Fähigkeiten plausible Gründe für die erhöhte Anzahl Fälle auf männlicher Seite darstellen, sind die Ursachen bei den über 50-Jährigen aufgrund der fehlenden Datenlage noch nicht geklärt. Möglicherweise spielen in dieser Alterskategorie vermehrt auch medizinische Probleme und ein gleichzeitiges Überschätzen der körperlichen Leistungsfähigkeit eine Rolle.
(PD)
Baderegeln beachten!
Die SLRG versucht seit Jahren, die Zahl der Ertrinkungstoten zu senken, insbesondere mit Informationstafeln in Schwimmbädern, an Flüssen und Seen sowie an gut frequentierten Bade- und Einstiegstellen. Zudem werden in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) Anstrengungen im präventiven Bereich unternommen, um die Anzahl tödlicher Ertrinkungsunfälle zu senken.
Dadurch sollen die Menschen daran erinnert werden, die Gefahren im Wasser nicht zu unterschätzen. Viele der tödlichen Ertrinkungsunfälle könnten vermieden werden, würden sich die Menschen an die jeweils sechs Bade- und Flussregeln der SLRG halten. Diese sind auf der Webseite der SLRG (www.slrg.ch) in 14 Sprachen zu finden.