Mit viel Liebe restaurierte Landmaschinen

  14.06.2022 Tänikon

Bei Prachtswetter erlebte die Jubiläumsausstellung der Freunde alter Landmaschinen (Falso) auf dem Gelände der Swiss Future Farm in Tänikon einen beachtlichen Publikumsandrang.

Weit über 100 Oldtimertraktoren glänzten am SamStagnachmittag im Sonnenschein. Einer davon hatte zuvor einen Anfahrtsweg von 200 Kilometern zurückgelegt, um für einige Stunden als Ausstellungsobjekt zu dienen. Akkurat ausgerichtet präsentierten sich all die Schauobjekte entlang der ehemaligen Hallen der Forschungsanstalt Tänikon. Ob noch bekanntere Namen wie Hürlimann, Bührer, Meili, international, Massey-Ferguson oder unbekanntere wie Köpfli, Fahr, Vevey, Ursus, Alpina-Ökonom oder Renault – sie alle erweckten den Eindruck, als seien sie fabrikneu. Dabei stammten die meisten aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. «Für mich sind die Fahrzeuge fast etwas überrestauriert», fand ein interessierter Besucher. Vielleicht hatte er nicht ganz unrecht, auch wenn die sorgfältige Pflege doch nur eine leidenschaftliche Liebe zu den Gefährten ausdrückt.
Als wahrer Hingucker entpuppte sich ein Lanz Bulldog aus dem Jahr 1931. «Dieser ist drei Tonnen schwer, hat zehn Liter Hubraum und nur 30 Pferdestärken. Das ist ein Unikat, hat noch keine Batterie und steht als Leihgabe im Agrotechnorama. 40 Jahre ist der Traktor mit Glühkopfmotor nun nicht mehr in Betrieb gewesen und verharrte sozusagen im Dornröschenschlaf», verriet Edwin Stadler, Vorstandsmitglied des Agrotechnoramas. Bis eine zweite Jungfernfahrt möglich wurde, brauchte es vor Ort allerdings noch einige angewandte Kenntnisse. Und schon ratterte der Vierräder langsam davon, aus dem Auspuff eine dunkle Wolke ausstossend. Die verdutzten Zuschauer neigten zu spontanem Applaus.

Rad der Geschichte zurückgedreht

Nebst dem Agrotechnorama mit seinen rund 700 Ausstellungsobjekten, die Entwicklung der mechanisierten Landwirtschaft aufzeigend, weckten nebenan Vorführungen das Interesse vieler Besucherinnen und Besucher. Im Besonderen waren dies stationäre Motoren, die etwa Waschmaschinen, Holzfräsen, Holzspalter, Schleifsteine, Jauchepumpen und gar einen Wäscheständer antrieben. So wie zu einer längst vergangenen Zeit, als die Elektromotoren noch nicht verfügbar waren, nämlich in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals wurde die Handwäsche allmählich von der Maschine abgelöst. Allerdings noch auf mühsame Weise, wie sich dem Publikum anschaulich zeigen sollte. Eine Rückschau, die bei Älteren Erinnerungen weckte und Jüngere erblassen liessen. Kaum auszudenken, dass in 100 Jahren die heute geltende moderne Technik ebenso unsern Nachfahren vor Augen geführt werden dürfte, um dabei nostalgische Gefühle auszulösen.

Allenorts festliche Atmosphäre

Die Festwirtschaft in der Maschinenhalle lenkte den Besucherstrom in die Maschinenhalle, wo um die Mittagszeit mehrere Hundert Personen verpflegt wurden. Am Stand mit Merchandise-Artikeln, so Bücher, Mützen und Hemden, blieben manche stehen. Während die Musikantengruppe aus Schwarzenbach-Jonschwil aufspielte, wurden Teller mit Fleischvögeln, Nudeln und Gemüse aufgetischt.
August Sidler, Präsident der Falso, hatte einen schweren Stand, sich selbst mit Unterstützung des Mikrofons Gehör zu verschaffen. Seine Begrüssungsworte und Ausführungen zur Vereinsgeschichte gingen weitgehend im Stimmengewirr unter. Belegt ist dennoch, dass der Verein seit der Gründung im Jahr 1992 von 51 auf 755 Personen angewachsen ist. Nebengeräusche hin oder her: Der durchschlagende Erfolg der Jubiläumsausstellung dürfte ihm dennoch eine grosse Befriedigung gewesen sein.

KURT LICHTENSTEIGER


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