Auf Mission Rehkitzrettung

  19.05.2022 Hofstetten

Jährlich sterben laut Schätzung in der Schweiz rund 1500 Rehkitze beim Mähen von Heuwiesen. Das soll und darf nicht sein. Und es gibt eine gute Methode, dem entgegenzuwirken. Nämlich mit Wärmebildkamera und Drohne aus der Luft. Ein Augenschein mit dem zertifizierten Rehkitzretter Heinz Bichsel.

Es ist morgens um 5.45 Uhr, die Drohne steht parat auf ihrem angestammten Platz. Pilot Heinz Bichsel aus Elgg nimmt ein paar letzte Handgriffe vor und lässt die Drohne in die Lüfte schweben. Seine Frau Nelly sowie Peter Weber aus Tiefenstein verfolgen das Szenario direkt an einer Heuwiese in Hofstetten aufmerksam. Was veranlasst das kleine Grüppchen, frühmorgens, wenn andere noch schlafen oder gerade aufwachen, um sich an die Arbeit zu begeben, im «Nirgendwo» am Feld- und Waldrand eine Drohne fliegen zu lassen?
Die Antwort ist schnell gefunden: Sie sind auf der Mission Rehkitzrettung mit Wärmebildkamera und Multikopter – oder eben Drohne. Weshalb? Ganz einfach, denn in der Schweiz sterben jährlich mehrere Tausend Rehkitze bei der Heuernte. Das veranlasste Bichsel dazu, selbst zum zertifizierten Retter zu werden. Er legte eine Prüfung in Theorie und Praxis ab, sodass er seit Kurzem dazu befähigt ist. Der passionierte Jäger leistet damit zusammen mit seinem Team Gratiseinsätze im Dienst der Allgemeinheit – und natürlich der «Bambis».

Eine sichere Methode

Erst am Abend vorher erhielt Heinz Bichsel den Auftrag, zwei Wiesen nahe «Guhwilmühle» vor der Mahd abzufliegen. Aufgeboten wird er entweder direkt durch den Bauern oder über Rehkitzrettung.ch. Laut der Organisation seien Wärmebildkamera und Multikopter in der Luft die sicherste Methode, um Rehkitze vor Mähmaschinen und damit vor einem qualvollen Tod zu bewahren. In den letzten Jahren konnten so schweizweit über 5000 dieser Jungtiere gerettet werden. Eine gute Sache also, denn sie sind darauf angewiesen. Ihr angeborener Drückinstinkt veranlasst die Jungen, sich bei Gefahr ganz still zu verhalten und an den Boden zu pressen. Nach zwei bis drei Lebenswochen verliert sich dieser Instinkt zwar. Aber dennoch verlassen sich die Rehkitze immer noch auf ihre gute Tarnung und springen erst auf, wenn die Gefahr auf wenige Meter herangekommen ist. Zu spät also, um sich vor einer sich schnell nähernden Landmaschine in Sicherheit zu bringen. Und so sterben jährlich geschätzt etwa 1500 der putzigen Tierchen beim Mähen der Heuwiesen.
Laut Bichsel sei es wichtig, ihm die Felder, welche gemäht werden sollen, frühzeitig zu melden. «Auf diese Weise können die Flächen bereits vorerfasst und für den Suchflug vorbereitet werden», erklärt er. Die Route, welche die Drohne in 50 Metern Höhe automatisch abfliegt, wird dann vorprogrammiert. Die Sucheinsätze können von der Dämmerung bis Sonnenaufgang sehr effizient durchgeführt werden. Nelly Bichsel dazu: «Über den Monitor wird ein allfälliges Wärmebild empfangen und ausgewertet. Sofern ein verdächtiger Punkt ausgemacht wird, so laufen wir diesen an und inspizieren ihn.» Dazu braucht es Jäger, so wie es Heinz Bichsel und Peter Weber sind. Da sie diesmal als Mitglieder der Jagdgesellschaft Rappenstein quasi «fremdes Territorium» absuchen, mussten sie zuerst die Bewilligung der zuständigen Gesellschaft einholen. Ansonsten kann das Fangen des Rehkitzes als Wildern ausgelegt werden, sagt Weber.

Heute kein Tier entdeckt

An diesem Dienstagmorgen wurde, wie Heinz Bichsel sagt, «glücklicherweise kein Rehkitz in den Wiesen geortet. Lediglich die Kühe des Landwirts verfolgten die Szenerie aufmerksam. Im anderen Fall würde der «Findling» mit einem Harass abgedeckt und im Feld belassen, oder am Waldrand unter diesem festgehalten, bis die Mahd abgeschlossen ist. Der Elgger weist darauf hin: «Wichtig ist, dass nach dem Absuchen mit dem mähen so schnell als möglich begonnen wird, damit die Tiere nicht zu lange festgehalten werden müssen.»
Doch was können Landwirte tun, wenn die Hilfe durch die Luft nicht zur Verfügung steht? Laut Rehkitzrettung.ch können sie beispielsweise das Feld beobachten. Wenn eine Rehgeiss Minuten lang am selben Ort verharrt, ohne zu fressen oder zu wittern, säugt sie vermutlich ihr Kitz. Wenn zudem ihr Bauch durch das Stossen des im Gras verborgenen Kitzes zuckt, kann man sich sehr sicher sein. Diese Methode ist jedoch mit hohem Aufwand verbunden und nicht immer möglich. Besser also, sich mit dem zertifizierten Rehkitzretter und Jäger Heinz Bichsel in Verbindung setzen.

RENÉ FISCHER


Gemeinsam Rehkitze retten

Machen Sie mit und melden Sie sich frühzeitig vor dem Mähen der Heuwiese bei Heinz Bichsel unter der Nummer 078 405 45 94.
Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!


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